Timo Peiter *my new life
Du bist erst gescheitert, wenn Du aufgibst

Mein erster Geburtstag im neuen Leben

Seltsam, aber genau vier Monate nachdem mir in Wiesbaden dieses Label "ALS" aufgeklebt wurde, stand mein 44. Geburtstag an.

Bemüht, diesen Tag ohne düstere Zukunftsaussichten und Themen wie Krankheiten und Lebensende - und besonders ohne Tränen (es sei denn vor Freude) - zu verbringen, haben wir besonders die nahe stehenden Familienmitglieder wurden schon im Vorfeld gebrieft.

Und das hat auch erstaunlich gut funktioniert, klar gab es auch einige Gespräche um das Themengebiet ALS, aber wir hatten (ich denke Alle) sehr viel Spaß!

Aber zur Party. Ganz nach dem Motto "Solange es noch geht", habe ich alles an Vorbereitung, was ich tun konnte, selbst gemacht. Beim Massen-Gemüse-Schnibbeln hatte ich zugegeben wertvolle Unterstützung durch meine Schwiegermutter.

Am Tag vorher alle benötigten Zutaten frisch vom Markt geholt - frischer und regionaler ging nicht -  und dann mit dem Autoschlüssel im Auto eingeschlossen - und das an dem Tag, an dem noch ein Termin für den Reifenwechsel auf Sommerreifen anstand - aber das Chaos würde für einen eigenen Blog-Eintrag reichen...

Nachdem ich das Chaos dann alle hinter mir gelassen hatte, war dann endlich - mit einigen Stunden Verspätung - der Start der Vorbereitungen für die drei italienischen Gaumenschmäuse, die für recht ausgiebige Begeisterung sorgten oder einfach saugut angekommen sind.:

 Ribollita (wörtlich: die wieder aufgekochte), eine Suppe aus Gemüse und Brot, die muss quasi schon einen Tag vorher fertig sein.

Pappa al pomodoro (wörtlich: Brei aus Tomaten) eine Tomaten-Brot-Suppe und 

Zuppa di cipolle  (Zwiebelsuppe), eine Zwiebelsuppe auf geröstetem Brot mit Käse überbacken.

Wie ihr Euch vielleicht schon denken könnt, macht jede Suppe für sich schon supersatt, aber die meisten haben dann doch alle drei durchprobiert und von der bevorzugten dann nochmal geholt... ich würde sagen: ein gutes Zeichen! Sogar Kombinationen wurden "gewagt". Die Variante mit Ribollita und Pappa al pomodoro kann ich jedem ans Herz legen, der die Möglichkeit hat.

Eingeladen waren Nachbarn, Freunde und der enge Verwandschaftskreis. Damit war die Hütte aber auch schon voll. Gut dass das Wetter auch brav mitgespielt hat. Mit dabei auch meine Physiotherapeutin (schön, wenn man mit seinen Therapeuten so gut klar kommt, dass sogar so etwas zu Stande kommt - Danke Julia! Nächstes Jahr wieder!).

Es gab viele, sehr gute Gespräche und es wurde viel gelacht, aber jetzt kommen wir zudem Teil mit dem Schicksal:

Von meinen Nachbarn quasi hinter uns erhielt ich unter anderem ein sehr schönes kleines Anschreiben, welches seit dem auf meinem Schreibtisch direkt hinter der Tastatur seinen festen Platz gefunden hat, weil es mit dem Satz begann:

Immer wenn der Mensch anfängt, seine Zukunft zu planen,fällt im Hintergrund das Schicksal lachend vom Stuhl.

Diesen Satz habe ich seither schon ziemlich häufig gebraucht, meistens dann, wenn ich darauf angesprochen werde, was ich schon so erreicht habe, wie das so weiter geplant war und was jetzt alles nicht mehr möglich ist.

Leider hat das Schicksal wohl auch bei meiner Lebensplanung den Halt auf seinem Stuhl verloren, aber soll ich ihm deshalb Vorwürfe machen?

Ich sehe das eher so, dass ich in meinem Leben schon so viel gemacht, gesehen, gelernt, erlebt und genossen habe, dass ich mich eigentlich nicht beschweren darf... und irgendwie auch gar nicht will. Denn bisher hat es das Schicksal mit mir eigentlich ganz gut gemeint und mich so ziemlich alles machen lassen, was ich wollte. Ganz im Sinne von Johannes Oerdings "Hundert Leben". Ich glaube, das kann man auf den meisten Bildern in der Galerie auch ganz gut erkennen.

Ich hatte dieses Thema schon früher mit einem guten Arbeitskollegen, der meinte es sei eigentlich ganz gut, dass die Menschen nicht wissen, wann ihre Zeit abläuft. Ich würde eher sagen, dass ich das Glück habe, einen kurzen Blick auf meine Sanduhr werfen durfte (beim gelabelt werden) und seit dem weiß, dass es ab sofort LEBEN heißt...

Und genau in dem Sinne habe ich an diesem Tag einen Traum erfüllt und auf den "Bestell"-Button gedrückt, der mir für ein ganzes Wochenende einen Lamborghini Huracan LP610-4 Spyder bescherte. Quasi mein eigenes Geburtstagsgeschenk. Der Grund ist recht einfach. Mein Traum war es schon immer, irgendwann einen eigenen Lamborghini zu besitzen. Mieten kam dabei überhaupt nicht in Frage. Mit meinem Label und der Aussicht in absehbarer Zeit nicht mehr Auto fahren zu können, hat sich das Bild (gezwungenermaßen) um 180° gedreht. Und nur ein paar Wochen später habe ich ein komplettes Wochenende so gestrahlt, wie auf dem Foto.











Wenn sich Leben immer so anfühlen würde, würde ich mich bei der Frage "Who want's to live forever?" 

ohne zu zögern, sofort melden.


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