Timo Peiter *my new life
Du bist erst gescheitert, wenn Du aufgibst

Der Papa verliert seine Kraft.

oder
Wie erklärt man seinem Junior, was mit dem Papa passiert?


Noch so ein Thema, was vielen im Kopf herum spuckt. Denn es ist eine Aufgabe, seinen eigenen Eltern eine solche Diagnose zu übermitteln, aber eine andere, dem eigenen fünfjährigen Kindergartenkind nahe zu bringen, was jetzt mit dem Papa passiert.

So erfolgte der erste Akt gleich nach der Rückfahrt aus Wiesbaden, wo ich mein Label bekam.

Jetzt stand gezwungenermaßen eine Aufgabenteilung an, denn der Junior war zu der Zeit bei meinen Eltern und das ganze Informationspaket wäre für den Junior extrem zu viel. Also schnappt sich meine Frau den Junior (es ist Zeit für das Bett) und ich übernahm den Teil mit meinen Eltern, worüber ich hier den ganz dicken Mantel legen möchte.

Meine Frau übernahm die erste vorsichtige Information von unserem Junior, was wohl mit nur zwei Sätzen den Grundstein für das richtige Bild in seinem Kopf legte:

         "Wir werden den Papa in Zukunft immer schlechter verstehen."           und

      "Wir werden öfter helfen müssen, denn der Papa verliert seine Kraft."

Damit musste unser Junior dann loslaufen, was wohl auch gut funktioniert hat, nicht nur aus unserer eigenen Wahrnehmung heraus, es wurde auch im Kindergarten bestätigt. Keine Veränderung im Wesen unseres Juniors. Das hat schon mal super geklappt.

Das war aber nicht immer so reibungslos. Da gab es den Tag, als ich zum ersten mal meinen Sprachcomputer benutzt habe um mit unserem Junior zu meckern. Ich weiß leider nicht mehr, worum es dabei ging, aber die Reaktion auf die Sprachcomputerstimme mit meiner Sprechweise, werde ich nie vergessen: Der Junior blieb abrupt stehen, drehte sich zu mir, zeigte aufgebracht auf das Tablet mit der Stimme und sagte: "Der hat mir überhaupt nichts zu sagen!".

Den kleinen Irrtum hat die Mama dann aufgeklärt und unserem Junior erklärt, dass das Tablet das sagt, was der Papa nicht mehr sagen kann, aber trotzdem eigentlich der Papa spricht. Der Sprachcomputer ist jetzt Papas Stimme.

Trotz dieser kleinen Stolpersteine, gibt es mir jedesmal viel Kraft, wenn der kleine Mann, in seiner Wunschwelt lebend, sagt: "Ich wünsche mir, dass der Papa wieder ganz gesund wird".









Auch mit dem Rollator hat er sich schnell angefreundet. War wohl recht einfach klar, dass der unhandliche Rollator besser ist, als die Mega-Aufregung, wenn der Papa wieder irgendwo eingeschlagen ist. Ist nämlich eine saublöde Art zu fallen, wenn man ganz bewusst umkippt, aber einem dabei vollkommen klar ist, dass die Arme und Hände niemals rechtzeitig eingreifen können. Dann bleibt nur noch das warten auf den Einschlag und hoffen, dass kein Blut fließt.

 Aber zurück zum Junior und dem Rollator. Denn das einzige, was an dem Rollator echt nervt, ist, dass man immer den Bodenbereich aufgeräumt haben muss... ist vielleicht schon eine gute Übung für die Zeiten des Rollstuhls. Ach ja, und spazieren gehen macht mit Papa jetzt keinen Spaß mehr. Der geht jetzt so langsam.

Apropos, Rollstuhl. Das wird schon mal ganz entspannt. Wir haben, von unserer sehr netten Nachbarin, einen manuellen Rollstuhl, zum Einsatz bei Messebesuchen oder ähnlich weiten Wegen, die meine Beine auch mit Rollator nicht mehr laufen wollen.


Meine erste Testfahrt im E-Rolli auf der Messe, 

hat offensichtlich Spaß gemacht










Ich habe den Rollstuhl bisher nur einmal genutzt. Bei dem Besuch der RehaCare in Düsseldorf. Wenn ich dagegen die Zeiten stelle, in denen der Junior in dem Teil gesessen hat und damit durchs Haus gecruised ist... da müssen noch ein paar Messebesuche stattfinden, damit ich wieder ausgleichen kann. Aber ganz ehrlich, scharf bin ich nicht drauf.

Dann wäre da noch das Problem mit meiner Stimme. Sobald ich lauter werde, klinge ich aggressiv. Das kann ich leider nicht beeinflussen. Der Junior ist da schon öfter mit eingezogenem Kopf abgezogen, obwohl ich nur lauter gesprochen habe, weil man mich sonst gar nicht mehr versteht. Aber auch da pendeln wir uns noch ein. 

So wächst der kleine Kerl in Papas Krankheit mit rein und in besonders guten Momenten hört man auch schon mal: "Ich helfe Papa immer gerne." Läuft gut...

Und ein bisschen was an Spaß geht ja auch noch. Junior in volle Deckung, Papa mit dem Rollator drüber, Papa etwas wackelig hinterher und schon strahlen zwei Gesichter.




Gästebuch/Kommentare